Studie: Nur 50% der deutschen Spieler nutzen legale Angebote

Nur 50% der deutschen Spieler nutzen legale Angebote, zeigt eine neue Studie der Uni Leipzig. Ist das deutsche Glücksspielgesetz gescheitert?

Es ist das wichtigste Ziel des neuen, deutschen Glücksspielgesetzes: Nutzer von Online Glücksspielangeboten in Deutschland sollen auf legale, sichere, lizenzierte Spielangebote hierzulande umgeleitet werden. In der Praxis wird vom Kanalisierungseffekt gesprochen.

Der Gesetzgeber und das ausführende Organ – die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) – scheinen auf ihrem Weg aber krachend zu scheitern, dies belegt zumindest eine neue Studie von Gunter Schnabl von der Uni Leipzig.

Die Marktforschung wurde vom Deutscher Online Casinoverband e.V. (DOCV) und vom Deutscher Sportwetten Verband e.V. (DSWV) in Auftrag gegeben.

Studie arbeitet mit neuen Forschungsansätzen

Das Schwarzmarkt-Spiel wurde im Auftrag der Länder von der Firma MECN überwacht. Die begonnen MECN Studien wurden aber bereits vor einige Zeit eingestellt, vermutlich aus gutem Grunde. Sie bringen nicht das erhoffte Ergebnis.

Gunter Schnabl kommt in seiner Einschätzung zu einem klaren Ergebnis. Ein Großteil des Gaming im hochdynamischen Markt findet auf „illegalen“ Plattformen statt. Das Ziel die spielenden User in den legalen Bereich umzuleiten, wird krachend verfehlt.


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Die Basis der Schnabel-Studie

In der Schnabel-Studie wurden 25.000 Probanden einbezogen, deren Browser-Aktivitäten seit 2019 überwacht werden, sowohl auf dem Desktop-PC als auch mobil via Smartphone. Zehn Prozent der Panelteilnehmer werden in regelmäßigen Abständen ausgetauscht, so dass sich ein klares Bild am Markt ergibt. Überwacht wurden in der Studie 700 zugängliche Glücksspiel-Plattformen, konkret:

  • 87 in Deutschland lizenzierte Online Anbieter
  • 10 Anbieter, die keine deutsche Genehmigung besitzen, aber die Voraussetzung für eine Lizenz erfüllen
  • 120 Glücksspielportale, die nicht alle Lizenzvoraussetzungen erfüllen, aber über eine EU-Zulassung verfügen
  • 303 Offshore Anbieter mit Zulassung außerhalb der Europäischen Union

Im März 2023 haben 1.961 User der 25.000 überwachten Probanden auf Glückspiel-Angebote zugegriffen. In der Bewertung wurden dabei Spielzeiten von unter 5 Minuten mit zu 50 Prozent einbezogen. Längere Online-Zeiten wurden vollwertig in die Studie einbezogen.

Alle Daten der Schnabl Studie stammen vom Marktforschungsunternehmen Nielsen Media Germany GmbH.

Nur 50% der deutschen Spieler nutzen legale Angebote

Im Ergebnis kommt die Schnabl-Untersuchung zum Schluss, dass im März 2023 nur 50,7 % der User bei einem lizenzierten Anbieter in Deutschland gespielt haben. 28,9 % der User waren auf EU-Portalen unterwegs, 19,9 % der Spieler haben ihr Glück im Offshore-Bereich herausgefordert.

Nimmt man die Zugriffszahlen von Januar 2019 bis März 2023 auf lizenzierte Angebote in Augenschein, zeigt sich, dass diese von 1.293 auf 995 im Monat gefallen sind.

Die Anzahl der Besuche bei nicht lizenzierten Glücksspielanbietern ist indes gestiegen. Die Kanalisierungsquote ist somit in Gesamtbetrachtung gefallen, nicht wie erhofft gestiegen.

Die Forderungen der Verbände

Basierend auf den Forschungsergebnissen haben der Casino- und der Sportwetten-Verband eine klare Forderungsaufstellung erarbeitet, die vollumfänglich von Gunter Schnabl und der Uni Leipzig unterstützt wird. Folgende Dinge müssen in Deutschland umgesetzt werden:

  1. Die Genehmigungsverfahren der GGL müssen beschleunigt werden, ansonsten wandern noch mehr Spieler in illegale Bereiche ab.
  2. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Anbieter muss gestärkt werden, beispielsweise durch die Erweiterung des Sportwetten-Angebotes sowie durch die Erhöhung der Einsatzgrenze beim Online Slot Gaming.
  3. Die Werbung für illegale Plattform muss noch konsequenter eingeschränkt werden.
  4. Anderseits müssen die Werbemöglichkeiten für legale Anbieter gestärkt werden, um die Kanalisierung zu erreichen.
  5. Politik, Jugend- und Spielerschutz, Glücksspielwirtschaft und Verwaltung müssen enger und effizienter zusammenarbeiten.
  6. Überarbeitung der Regeln. Die Wartezeiten beim Wechsel der Spielform oder beim Login bei einem anderen Anbieter müssen abgeschafft werden.
  7. Abschaffung der Spieleinsatzbesteuerung, die laut der Studie ein Europa einzigartig ist. Eine effektive Besteuerung kann nur durch eine Bruttospielertragssteuer erreicht werden, wie in anderen Ländern üblich.
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