Andrews Welt – im Innern des Tate-Universums

Wer war im vergangenen Jahr der meistgegoogelte Mensch der Welt? Andrew Tate. Eigentlich nicht zu glauben, wenn man bedenkt, dass Tate noch im Jahr davor völlig unbekannt war.

Wenn man nicht gerade eingefleischter Kickbox-Fan ist, dann ist Tate geradezu aus dem Nichts aufgetaucht.

Wie GambleBoost berichtete, gilt Tate den einen als Speerspitze für freie Meinungsäußerung und Maskulinität, den anderen dagegen als der schlimmste Mensch, der jemals das Internet beehrt hat. Dazwischen gibt es eigentlich nichts. Kompromisse sind nicht spektakulär genug. Sehen wir uns das mal näher an.

Warum ist Andrew Tate so beliebt?

Unabhängig davon, was man über Tate und seinen Bruder denkt, muss man beiden ein gewisses Charisma zugestehen. Ihr dank Kickbox-Vergangenheit sportliches und fittes Äußeres inspiriert viele, denen das nicht vergönnt ist, und verleiht ihnen eine gewisse Glaubwürdigkeit.

Der YouTube Channel Fresh and Fit hat über eine Million Abonnenten, auch wenn viele davon den Erfolg der beiden bei Frauen anzweifeln. Dazu auch das folgende Video (englisch), und wer es schafft, sich das anzusehen, ohne schmerzhaft das Gesicht zu verziehen, hat sich eine Belohnung verdient.

Die gute Seite von Andrew Tate

Wenn man versucht, es positiv zu betrachten, dann tritt Tate dafür ein, dass man sein eigenes Geld verdient, sich körperlich fit hält und sich von Frauen fernhält, die sich für einen gar nicht interessieren.

Wir werden noch darauf zu sprechen kommen, warum viele diese Aufforderung völlig falsch verstehen und falsch interpretieren, aber davon abgesehen, scheinen die Aktivitäten der Tate-Brüder ziemlich harmlos.

Der Grund für Andres Berühmtheit ist aber wohl eher in seinen zahlreichen frauenfeindlichen Rants zu suchen, die über TikTok verbreitet wurden und eine merkwürdige Faszination ausüben. Deshalb sehen sich diese auch viele Leute an, die gar nichts mit seiner Sichtweise zu tun haben wollen.

Derzeit sitzt Tate in Rumänien in Untersuchungshaft und behauptet, die ganze Zeit nur eine Rolle gespielt zu haben. In gewisser Weise stimmt das wohl auch, aber nun weiß man überhaupt nicht mehr, was denn ernst gemeint gewesen sein soll.

Je nachdem, wie sich die Geschichte nun entwickelt, werden wir das in Zukunft vielleicht etwas besser verstehen.

Haben Adin Ross und Sneako ihre Karrieren zerstört?

In der jüngeren Vergangenheit wurden gleich zwei höchst erfolgreiche Streamer von ihren Plattformen verbannt. Beide hatten zuvor den gleichen Ton angeschlagen wie Andrew Tate. Dass einer von ihnen Sneako ist, enttäuscht dabei besonders, denn dieser ist seit Jahren bekannt und hat schon in jungem Alter qualitativ hochwertigen Content produziert. Inzwischen ist er 24.

Auch Ross ist noch ein junger Mann. Man kann also davon ausgehen, dass beide sich haben manipulieren lassen, und zwar in einem Maß, das sie später vermutlich bereuen werden. Das Internet vergisst nicht.

Sneako gibt weiterhin misogynen Unsinn von sich. Als mögliches Opfer der Sunken-Cost-Theorie kommt er wohl aus seiner Geschichte jetzt nicht mehr heraus. Es ist ein ziemlich blamables Bild, das er derzeit abgibt.

Adin Ross wurde inzwischen vollständig von der Plattform Twitch entfernt. Sein Bruder erklärte kürzlich, dass Adin ein Opfer Tates geworden sei. Man mag dem Glauben schenken, wenn man sich Ross ansieht, der sich inzwischen die Haare abrasiert hat, um mehr wie Tate auszusehen.

Die Manosphäre als Religion

Viele Männer wünschen sich eine Partnerin und ein besseres Leben, tun aber nichts dafür. Wahrscheinlich kennen Sie auch so jemanden. Es hört sich unwahrscheinlich an, aber die Sprüche der Tate-Community können sogar einen positiven Effekt haben.

So mancher könnte begreifen, dass es sich nicht lohnt, toxische Beziehungen am Leben zu erhalten und stattdessen das eigene Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Davon können manche seiner Follower tatsächlich profitieren.

Trotzdem: Zitieren wir hier einmal einen Satz des Streamers Destiny während einer Diskussion mit Sneako. Die Bewohner der Manosphäre glauben, dass alle anderen in der Matrix gefangen sind, dabei sind sie selbst viel leichter auszurechnen.

„Krypto ist die Zukunft“, „ Trump war ein guter Präsident“, „der Klimawandel ist nicht echt“, sind typische Ansichten aus der Manosphäre.

Als vernunftbegabter Mensch informiert man sich ein bisschen intensiver, bevor man öffentliche seine Ansicht äußert, und lässt außerdem auch die Möglichkeit zu, dass man sich irren könnte.

Die Anziehungskraft der Manosphäre ist simpel. Hier bist du kein Verlierer mehr, der keine Frau abkriegt, hier verdienst du mehr Geld und alles wird besser. Aber das Leben besteht aus mehr als der Frage, ob man ein Alpha oder Beta ist.

Wer so denkt, verliert auf Dauer seine soziale Kompetenz und folgt den ganzen Tag einer hypothetischen Agenda. Auf Dauer verliert man den Kontakt zur Realität.

Jeder kann reich werden, aber eben nicht alle

Wenn jeder ein Leben als digitaler Nomade und angeblicher Frauenheld leben würde wie Andrew Tate, würde die Welt nicht funktionieren. Das wird von den YouTube-Helden gerne ausgeklammert.

Mehr als eine Million Menschen haben $50 bezahlt, um bei der Hustler University dabei zu sein. Dabei handelt es sich um einen garantiert wertlosen Life Hack Content der Tate-Brüder. Die wenigsten von diesen Abonnenten werden ihr Leben grundlegend verändern.

Wirklich profitieren werden wohl nur die zwei, die das Angebot ins Netz gestellt haben.

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