In Japan existiert eine Initiative gegen Altersdemenz, die ältere Menschen zum Zocken einlädt. Es handelt sich nicht Casinos im rechtlichen Sinne, sondern eine Reihe von spezialisierten Tagespflegeeinrichtungen, die das Ambiente und die Spielelemente eines Casinos nachahmen.
Das bekannteste Beispiel ist Day Service Las Vegas, ein Tagespflegezentrum, das Besuchern Casino-Stimmung mit Spielen wie Poker, Mahjong, Automaten und Pachinko bietet. Hier findet ihr ein kurzes Video dazu.
Klicke auf eines der Bilder. Hier findest du eine komplette Übersicht.
Ursprünglich in Tokio eröffnet, betreibt die Muttergesellschaft ACA Next (vormals Japan Senior Life Co.) mittlerweile über 20 solcher Einrichtungen in den Regionen Kanto, Chubu und Kyushu – darunter Filialen in Saitama, Chiba und Yokohama.
Die Standorte sind bewusst zentral in Städten gewählt, um einerseits Pflegebedürftigen eine wohnortnahe Versorgung zu ermöglichen und andererseits Angehörigen kurze Anfahrtswege zu bieten.
Inspiriert von einem Besuch in einem US-Seniorenheim mit Casino-Angeboten startete Kaoru Mori, Präsident und Geschäftsführer von ACA Next, das Projekt im Februar 2017 mit dem ersten „Day Service Las Vegas“ in Tokio. Seitdem expandiert das Konzept kontinuierlich – 2019 zählte man bereits 23 Standorte, Tendenz steigend.
Das Hauptziel dieser „Casino-Tagespflegen“ ist es, durch spielerische Elemente Motivation für kognitive und motorische Übungen zu schaffen.
Nutzer erhalten Spielchips als „Währung“ für absolvierte Gymnastik- oder Gedächtnisaufgaben und setzen diese anschließend an den Spieltischen ein.
So werden sowohl körperliche Bewegung als auch geistige Aktivität in den Tagesablauf integriert, was nachweislich Demenz entgegenwirken und die Lebensqualität steigern kann.
Die Resonanz ist durchweg positiv: Viele Teilnehmende berichten, dass sie deutlich motivierter sind, zur Tagespflege zu kommen, und die spielerische Atmosphäre als Bereicherung im Alltag empfinden.
In manchen Einrichtungen nutzen bis zu 250 Senioren täglich das Angebot – das sind teils das Zehnfache eines klassischen Tagespflegedienstes.
Besonders geschätzt werden die Möglichkeit, alte Fähigkeiten wieder aufleben zu lassen (z. B. Kartenspiele), der soziale Kontakt in kleinen Gruppen sowie das Erfolgserlebnis beim „Gewinnen“ von Chips.
Viele fühlen sich so nicht auf ihre Pflegebedürftigkeit reduziert, sondern erleben echte Freude und Selbstbestätigung.
Während bislang vor allem Tagespflegedienste das Konzept übernehmen, könnte das Modell Schule machen – etwa in Form weiterer spezialisierter Einrichtungen für demenziell Erkrankte oder in Wohnheimen.
Ein Ausbau zu regulären Casinos ist jedoch unwahrscheinlich, da echtes Glücksspiel in Japan gesetzlich stark eingeschränkt ist.
Grundsätzlich verbietet das Strafgesetzbuch Kapitel 23 Glücksspiel – Ausnahmen bilden Lotterien, Pferderennen, autorisierte Rennsportwetten und das kulturell verankerte Pachinko, das rechtlich als „Unterhaltungsgerät“ gilt (Wikipedia).
Mit dem Integrated Resort (IR) Promotion Act von 2018 wurde erstmals die Errichtung von bis zu drei großen Casino-Integrierten Resorts erlaubt (z. B. in Osaka und Yokohama), allerdings unter strengen Auflagen wie einem Eintrittsentgelt für Einheimische und Besuchsbegrenzungen.
Dadurch bleibt „Day Service Las Vegas“ weiterhin außerhalb der Glücksspielregulierung und nutzt das Konzept rein zur Pflegeförderung.
Rund 30% der japanischen Bevölkerung sind älter als 65 Jahre. Die Initiative wird die Überalterung des Landes nicht aufhalten, verzeichnet aber durchaus Erfolge im Kampf gegen Altersdemenz.
Im oben genannten Video berichtet ein Mann beispielsweise darüber, dass sein Pflegegrad gesenkt wurde, nachdem er regelmäßig in Einrichtung spielte. Das Konzept Zocken gegen Demenz funktioniert.
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