ZDF-Streamergarten – der Versuch einer Verjüngungskur

Wie das ZDF mit dem „Streamergarten“ eine gute Idee hat, aber auf ZDF-typische Weise in den Sand setzt. Wir schauen uns an, wie.

Kennt Ihr den ZDF Fernsehgarten? Nein? Dann gehört ihr komischerweise zur Zielgruppe der neuen Twitch Show „Streamergarten“, produziert vom ZDF.

Ab August wird im „Streamergarten“ auf Twitch geerntet – also fast: Ein digitales Gewächshaus, in dem junge Leute wachsen sollen, also im übertragenen Sinne erwachsen werden. Eine schöne Metaebene, die kaum einem auffallen wird.


Spielen und Streamen wie bei Twitch

Klicke auf eines der Bilder. Hier findest du eine komplette Übersicht.


So soll „Streamergarten“ aussehen

Im Kern handelt es sich um eine Mischung aus Gartensendung und „Let’s Play“-Stream.

Als Hosts hat man immerhin Nova und Aditotoro gewonnen. Die beiden wandern virtuell durch ein pixeliges Gewächshaus, gießen Pflanzen und erklären Botanik.

Zwischendrin kann das Chat-Publikum per Umfrage Dünger, Wasser oder Soundeffekte dazukaufen. Apropos Kaufen: Die Zuschauer sammeln Punkte („ZDF-Coins“), die sie gegen Goodies eintauschen dürfen, etwa einen Blick hinter die Kulissen der ZDF-Studios, exklusive Emotes oder ein signiertes Kopfsalat-Saat-Päckchen.

Die Intention hinter dem Ganzen

Ziel ist es, endlich die Generation Z zu erreichen – jene Digital Natives, für die Fernsehprogramm ein Fremdwort ist und die höchstens in Memes statt in Mainzelmännchen denken.

Das ist eigentlich eine richtig gute Idee, schließlich liegt das durchschnittliche Alter eines ZDF-Zuschauers bei satten 65 Jahren (DWDL.de).

Deshalb ist es auch unwahrscheinlich, dass die Zielgruppe die ironische Anspielung auf den „Fernsehgarten“ versteht, weil es diesen nämlich garantiert nicht verfolgt.

Ob da ein bisschen Twitch-Bling-Bling hilft, damit man künftig nicht nur Oma und Opa mit dem Öffentlich-Rechtlichen versorgt?

Prominente Fehlbesetzung: Waldi & Julian

Ausgerechnet für die Premierenfolge wurden zwei Händler aus „Bares für Rares“ eingeladen: Waldi und Julian. Zwei Männer, die sonst gemütlich Antiquitäten beäugen und bewerten.

Eine kuriose Wahl, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Zuschauer dieser Trödelshow selbst ungefähr 59 Jahre alt ist (9,1 % zwischen 14–29, 17,3 % zwischen 30–49, 28,7 % zwischen 50–64 und 44,9 % über 65) (Wikipedia).

Warum aus der guten Idee des ZDF nichts wird

Die Grundidee einer interaktiven Garten-Streamer-Show ist ja gar nicht mal schlecht.

Community-Einbindung, echte Belohnungen, spielerische Elemente, Live-Chat – das sind alles moderne Elemente, die in Zukunft für das Fernsehen eine größere Rolle spielen werden.

Leider hat man vergessen, die Show von der staubig-veralteten Atmosphäre, die das ZDF umgibt, zu befreien.

So dürfte man die älteren Zuschauer nicht interessieren, aber auch kaum junge gewinnen. So etwas passiert gewöhnlich, wenn man eine Show nicht für die Bedürfnisse eines jungen Publikums produziert, sondern für das, was die ältere Generation sich unter den Bedürfnissen der Jüngeren vorstellt.

Fazit

„Streamergarten“ wird kein Erfolg, weil er auf dem Muff des „Fernsehgartens“ aufbaut.

Aber immerhin: Das Fernsehen macht einen Schritt in die richtige Richtung, indem es überhaupt mal die Streaming-Wurzeln kitzelt. Und wer weiß: Vielleicht lernen es die Mainzelmännchen ja doch noch.

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