Wie ein CDU Politiker angeblich Online Casino Betreiber wurde

Wer die Webseite des ehemaligen Bundetagsabgeordneten und CDU Politiker Norbert Brackmann aufruft, gelangt zu einem Online Casino. Wie konnte das passieren?

Bild: Facebook (verfälscht)

Da staunt man nicht schlecht. Öffnet man die Webseite norbert-brackmann.de, wird man von dem Bonusangebot eines Online Casinos begrüßt.

Was zunächst wirkt wie ein Scherz, ist ein Fall von Domaingrabbing. Norbert Brackmann ist zum Opfer eines solchen Vorgangs geworden. Wehren kann er sich jedoch nicht, denn es liegt kein Verbrechen vor.


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Domaingrabbing – Begriff und Funktionsweise

Unter Domaingrabbing (vermittelt durch „to grab“ = „ergreifen“) versteht man die massenhafte Registrierung von Internet-Domains. Häufig sind es solche, die eine hohe Bekanntheit besitzen oder nach Ablauf wieder frei werden.

Das Ziel ist die Domains gewinnbringend weiterzuverkaufen oder für beliebige Inhalte zu nutzen, etwa Affiliate-Links oder Werbung für Online-Casinos.

Im Unterschied zum Cybersquatting (Besetzen von Marken- oder Firmennamen) greifen Domaingrabber oft allgemeine Begriffe oder abgelaufene Domains auf, um von deren Reputation zu profitieren, ohne mit dem ursprünglichen Inhaber in Verbindung zu stehen.

Beispiel Norbert Brackmann: Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann (MdB 2009–2021) lässt seine damalige Perso­­nal­domain norbert-brackmann.de auslaufen.

Kurz darauf registrieren Unbekannte die Adresse neu und leiten sie auf ein zumindest in Deutschland illegales Online-Casino (Spinfest Casino) weiter.

Besucher seiner früheren Webseite stoßen nun nicht mehr auf politische Inhalte, sondern auf Glücksspiel-Werbung.

Wie konnte es dazu kommen?

  1. Domain-Ablauf und Löschprozess: Domains müssen regelmäßig verlängert werden. Lässt der Inhaber die Verlängerung aus, läuft die Adresse nach einer Karenz- bzw. Redemption Grace Period (bei .de derzeit 30 Tage) endgültig aus und wird wieder frei.
  2. Drop Catching: Spezialisierte Dienste („Drop Catcher“) beobachten auslaufende Domains automatisiert und registrieren sie in Millisekunden nach Freigabe neu („Domain Sniping“). Damit sichern sie sich abgelaufene Adressen noch vor der breiten Masse.
  3. Ausnutzung von Reputation: Gerade Domains mit vielen Backlinks und guter Suchmaschinen-Platzierung sind begehrt. Die neuen Betreiber nutzen die frühere Vertrauenswürdigkeit, um Werbeeinnahmen zu generieren, ohne selbst in Suchergebnissen ganz oben stehen zu müssen.

Sind die Schuldigen bekannt?

Bisher sind keine direkten Personen oder Firmen offiziell als Betreiber der Casino-Seite benannt.

Allerdings deuten Recherchen darauf hin, dass identische Akteure hinter mehreren abgelaufenen Domains – etwa rosinke-gmbh.de oder connewitz-leipzig.de – stecken.

Ob es sich um ein organisiertes Netzwerk professioneller Domain-Händler oder einzelne „Domaintaster“ handelt, ist nicht öffentlich bekannt.

Schutz vor Domaingrabbing

  • Langfristige Registrierung & Auto-Renew: Domains möglichst für mehrere Jahre im Voraus eintragen und automatische Verlängerung („Auto-Renew“) beim Registrar aktivieren.
  • Domain-Backorder / Monitoring: Mit einem Backorder-Service („Domain-Backordering“) vormerken lassen, damit Sie die Domain bei Ablauf automatisch zurück­gewinnen können.
  • Registrar-Lock & Benachrichtigungen: Einen „Registrar Lock“ setzen und sicherstellen, dass Kontakt- und Rechnungsdaten bei Ihrem Registrar stets aktuell sind, um Erinnerungen über Verlängerungsfristen zu erhalten.
  • WHOIS-Monitoring: Externe Dienste überwachen den Status Ihrer Domains und melden Änderungen sofort.
  • Impressum & Redirect: Alte Domains weiterleiten oder mit einer einfachen Weiterleitung (301-Redirect) auf eine aktive Seite konfigurieren, statt sie ablaufen zu lassen.

Fehler von Norbert Brackmann

  1. Domain auslaufen lassen: Er verzichtete offenbar auf die Verlängerung bzw. automatische Verlängerung seiner politischen Domain.
  2. Fehlendes Monitoring: Es gab keine Überwachung des Domain-Status und keine Backorder-Vormerkung.
  3. Keine Weiterleitung: Anstatt die Domain auf eine aktuelle Webseite umzuleiten, wurde sie kampflos freigegeben.
  4. Keine rechtliche Konsequenz: Brackmann wollte offenbar nicht gegen die neuen Inhaber vorgehen, was weiteren Missbrauch erleichtert.

Das Wichtigste in Kürze

Indem man Domains proaktiv und langfristig sichert, automatisierte Verlängerungen nutzt und professionelle Überwachungs- und Backorder-Dienste einsetzt, lässt sich das Risiko erheblich verringern.

Niemals sollte man wichtige Domains unbedacht ablaufen lassen – sonst ergreifen Domaingrabber die Chance, den Namen für eigene Geschäftsmodelle zu „ergreifen“.

Die Polizei einzuschalten wäre in einem solchen Fall natürlich sinnlos, denn mit Ablauf der Domain wird diese frei verfügbar. Kriminelle Handlungen liegen also gar nicht vor.

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