Der maltesisch lizenzierte Anbieter Tipico wurde verpflichtet, die Verluste eines deutschen Spielers zwischen 2013 und 2020 in vollem Umfang zurückzuzahlen.
Entscheiden deutsche Gerichte zunehmend im Sinne der Spieler? Der nun bekannt gewordene Beschluss des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 25. April 2025 deutet in diese Richtung.
Ein Kläger hatte über Jahre hinweg an den Casino-Angeboten von Tipico teilgenommen und dabei erhebliche Summen verloren. Tipico soll die Verluste nun zurückzahlen. Das OLG Stuttgart bestätigte das erstinstanzliche Urteil des Landgerichts Stuttgart und ließ die Revision zum Bundesgerichtshof zu.
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Kernpunkt der Entscheidung: Die Verträge seien wegen Verstoßes gegen § 4 Abs. 4 des Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV 2012) nichtig. Dieses ausdrückliche Internetverbot für öffentliche Glücksspiele war in Deutschland bis Juli 2021 in Kraft – und könne durch eine maltesische Lizenz nicht ausgehebelt werden.
„Eine Regelung, deren Wirksamkeit weder durch die EU-Dienstleistungsfreiheit noch durch eine maltesische Lizenz in Frage gestellt wurde“, so Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung.
Ja. Trotz maltesischer Lizenz unterliegen Anbieter, die ihr Angebot gezielt an deutsche Kunden richten, dem deutschen Glücksspielmonopol und den damit verbundenen Verbotsvorschriften.
Da die streitigen Spiele im relevanten Zeitraum in Deutschland illegal waren, gelten die Verträge als nichtig (§ 134 BGB), und verlorene Einsätze können zurückgefordert werden.
Das OLG Stuttgart bekräftigte, dass nationaler Spielerschutz ein „zwingendes Gemeinwohlziel“ darstellt, das europarechtlich nicht ausgehöhlt wird. Tipico wird die Verluste wohl zurückzahlen müssen.
Kritiker werfen Spielern vor, sie wollten nun auf Kosten der Anbieter ihre eigenen, bewusst eingegangenen Verlustrisiken ausgleichen.
Tatsächlich tragen erwachsene Verbraucher grundsätzlich die Verantwortung für ihr Spielverhalten. Doch der Gesetzgeber hat bewusst einen starken Verbraucherschutz verankert, um besonders gefährdete Personen zu schützen und den rechtlichen Rahmen für Anbieter klar zu regeln.
Wie das OLG Stuttgart betonte, gilt der Schutz „unabhängig davon, ob die Spieler von der Illegalität der Angebote Kenntnis hatten“. Spieler können sich also darauf verlassen, dass sie nicht im Blaulicht unregulierter Angebote stranden.
Die jüngsten Urteile markieren einen deutlichen Trend. Anbieter mit EU-Lizenz müssen sich an nationales Recht halten, wenn sie den deutschen Markt bedienen.
Für erwachsene Spieler öffnet sich die Tür, verlorene Einsätze nicht als eigenes Verschulden abzutun, sondern juristisch geltend zu machen.
Nicht zuletzt die anstehende BGH-Revision und das EuGH-Verfahren dürften das Thema bald höchstrichterlich klären – und werden mit Spannung erwartet.
Ob man als Spieler die Risiken allein tragen sollte oder ob die branchenweite Einhaltung strenger Lizenzanforderungen Vorrang hat, bleibt eine ethisch-rechtliche Frage.
Sicher ist jedoch: Solange nationale Verbote bestehen, erhalten die Gerichte die Option, Verbrauchern Rückendeckung zu geben – und für erwachsene Spieler, die sich zu Recht auf legales Gaming verlassen möchten, ist das eine willkommene Nachricht.
In Österreich ist die Judikative übrigens nicht derselben Meinung. Hier wurden Schadensersatzansprüche auch schon abgelehnt, und das mit Verweis auf … Eigenverantwortung.
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